Die Präsidentin des Stadtsportbundes Hannover, Rita Girschikofsky, sieht Licht und Schatten bei der derzeitigen Haushaltsplanung der Stadt Hannover. „Wir haben großes Verständnis dafür, dass die Stadt aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie sparen muss“, erklärt Girschikofsky, „die Kürzungen im Sport tun den Vereinen jedoch richtig weh, ohne dass diese eine spürbare Wirkung auf dem Gesamthaushalt haben.“
Doch die Ideen der Mehrheitsfraktionen SPD, Grüne und FDP haben auch positive Seiten. So soll zukünftig der „Bewegungs-Pass“, eine Aktion der Sportvereine gemeinsam mit Grundschulen, Kindergärten und Kindertagesstätten mit 10.000 Euro unterstützt werden. Hierbei werden Kinder animiert, den Schulweg zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad zurückzulegen und auf das „Eltern-Taxi“ zu verzichten. Mit inzwischen fast 18.000 teilnehmenden Kindern ist der Bewegungs-Pass ein Erfolgsmodell und kann durch den Zuschuss weiter ausgebaut werden.
Auch die Aussetzung der Sporthallengebühren wird durch den Stadtsportbund begrüßt. Die Vereine werden dadurch sehr unbürokratisch finanziell entlastet. „Eine Verlängerung der Aussetzung, möglichst bis zum Jahresende 2021, wäre sehr hilfreich für den Neustart der Sportangebote, wann immer dieser auch erfolgt“, erklärt die Präsidentin und schließt sich der Forderung der großen Sportvereine in Niedersachsen nach einer klaren Strategie zur Hallenöffnung und Wiederaufnahme des Sportbetriebes an.
Deutliche Kritik äußert der Stadtsportbund am Vorschlag, die Zuwendungen zum Sportstättenbau von 119.000 Euro auf 19.000 Euro zu reduzieren. Im Jahr 2020 lag der Haushaltsansatz sogar noch bei 249.000 Euro. „Wir haben rund 100 Vereinssportanlagen in Hannover und jedes Jahr um die 30 Förderanträge, daran hat auch Corona nichts geändert“, stellt SSB-Geschäftsführer Roland Krumlin fest. In den Anträgen, die dem Stadtsportbund vorliegen, sind über 313.000 Euro von der Stadt eingeplant. „Da sind 19.000 Euro nicht einmal der berühmte Tropfen auf den heißen Stein“, so Krumlin. Viele Vorhaben seien jetzt gefährdet, so zum Beispiel die Dacherneuerung der Reithalle des Reiterverein Hannover. Die Vereinsvorsitzende Iris Dewitz: „Ich habe mich im Vorfeld zu den Förderungen erkundigt und auf die Gültigkeit der Zusagen vertraut. Alle Vereinsmitglieder haben über eine Umlage die fehlende Summe bereitgestellt. Wenn jetzt die Stadt Hannover ihre Zusagen nicht einhält, ist die dringende Sanierung mit einem großen Fragezeichen versehen.“ Reinhard Schwitzer von der SG Hannover 74 bestätigt: „Wenn die Förderung der Stadt ausfällt, fehlen uns 64.000 Euro für die Sanierung der Tennisplätze und die Zaunerneuerung.“ Rita Girschikofsky: „Ich kann nicht verstehen, dass die Stadt nach den Schulen jetzt auch die Sportanlagen verkommen lässt.“
Drastische Kostensteigerungen erleben zahlreiche Sportvereine bei den Straßenreinigungsgebühren. So werden Vereine mit flächenmäßig getrennten Sportanlagen als Vorderanlieger und Hinteranlieger gleich zweimal belastet. Bei der Tennisgemeinschaft Hannover steigen dadurch die Kosten um rund 56% auf mehr als 3.800 Euro, die so nicht dem Sportbetrieb zur Verfügung stehen. Der Blick fünf Jahre zurück ist noch dramatischer. Seit 2017 sind die Kosten um 547% gestiegen!
Der Stadtsportbund fordert die Stadt Hannover auf, die Haushaltsplanung zu korrigieren. „Der Aufwand ist verhältnismäßig gering, die Wirkung bei den Sportvereinen jedoch riesengroß“, betont Rita Girschikofsky.